Weingut Schloss Gobelsburg

Anderswo steht das Gründungsdatum auf dem Etikett und in Marketingunterlagen. Bei Schloss Gobelsburg, dem Weingut des Stifts Zwettl, halten die Weine die geistliche Tradition der Zisterzienser lebendig.
EHRWÜRDIG. Alles ging sich rechtzeitig aus. Zum Jubiläum des Weinguts Gobelsburg, das auf die „Steiner Allerheiligenstiftung“ des Jahres 1171 zurückgeht, ist der neue Keller bezugsfertig. Eva und Michael Moosbrugger, die das zisterziensische Erbe weiterführen, bestanden darauf, dass der Fasskeller in Form eines Kreuzgangs und nur aus Stein und Ziegeln errichtet wird. Dieses Zitat aus der Geschichte des für die europäische Weinkultur so wichtigen Ordens wurde eine gewaltige Herausforderung für Firmen, die gewöhnlich mit Stahlbeton arbeiten. „Stahlbeton hat aber nur eine technische Lebensdauer von vielleicht 120 Jahren“, weiß Moosbrugger die Geschichte auf seiner Seite. Ohne Prunk, wie es der Bautradition des Ordens entspricht, und dauerhaft sollte die Erweiterung ausfallen. Es sind Details wie diese, die spirituelle Prinzipien – Ewigkeit statt Zeitlichkeit – in außergewöhnliche Weine übersetzen. Bis 1996 oblag die Weinbereitung auf steinigen Terrassen (hauptsächlich für Riesling) und Lößböden (für Veltliner) direkt den Geistlichen. Und die Weine im Archivkeller des Stiftsweinguts verpflichten bis heute: Die Entscheidung, Weine der nicht von ungefähr „Tradition“ benannten Linie erst nach zehn und 20 Jahren in den Verkehr zu bringen, wurde von ihnen inspiriert.
Die Verwendung der alten Korbpresse, die filigranen Pinot Noirs, die an die französische Heimat des Zisterzienserordens erinnern, und natürlich der bekannte Gobelsburger Messwein sind weitere konkrete Verbindungen zur Geschichte. Das Prinzip, die Schöpfung – und damit jeden gottgegebenen Jahrgang – nicht zu verfälschen, lebt bei den Moosbruggers aber in allen Weinen auf. Auch darin folgt man einem Ordensmotto: „Qui bon vin boit, Dieu voit“ (Wer guten Wein trinkt, erkennt Gott).