Weingut Potzinger
Wer kennt heute seinen Ururgroßvater noch? Stefan Potzinger hat seinen praktisch täglich vor Augen: Auf einem Weinetikett, das die fünf Winzergenerationen auf dem Hof in Gabersdorf ehrt.
GENERATIONEN. Wenn es um die Familientradition geht, hält Stefan Potzinger große Stücke darauf. Und so ist der Wein, der zum 160-Jahr-Jubiläum des Weinguts als Sonderedition gefüllt wurde, fast logischerweise auch eine „Große Reserve“ geworden. Schaumwein steht ja generell für das Festliche, und nur die höchste Stufe im heimischen Sektrecht war für diesen Anlass auch passend. Der im Vorjahr degorgierte Schaumwein des Jahrgangs 2015 ehrt die Kontinuität im Weinbau, er ist quasi Familiensache. Unübersehbar ziert daher eine Fotografie von Potzingers Ururgroßvater Joseph List das Etikett des „Brut Blanc“.
Dieser legte mit gerade einmal 23 Jahren den Grundstock für alle späteren Erfolge; 1860 konnte List das Weingut in der Gemeinde Ratsch an der südsteirischen Weinstraße erwerben. Die Riede Kapun erstreckte sich damals schon kalkig steil vor dem Winzerhaus. So ist es auch kein Zufall, dass reiner Chardonnay aus den kalkreichsten Lagen des Weinguts die Familiengeschichte prickelnd nacherz hlt. Auch wenn die Weingärten der fünften Generation auf dem Hof über die südliche Steiermark weit verteilt sind – bis in die Steillagen des Sausals. Und alle vertreten sie stolz den Grundsatz: „Höchste Qualität – seit 1860“.
Die familiäre Tradition verpflichtet Stefan Potzinger, den Obmann von Wein Steiermark, auch über die prickelnde Hommage an die Vorfahren hinaus. Ohne Holzeinsatz und steirisch „trinkfreudig“ sind etwa die Weine seiner klassischen Linie, die er „Traditionsweine“ nennt. Sie zeigen ausgeprägte Sortenmerkmale und finessenreiche Aromatik. Oder wie Potzinger es formuliert: „Mit jedem Glas schmeckt man den typisch steirischen Charakter.“ Und der hat wohl bereits dem „Sektpaten“ Joseph List geschmeckt.