Ein Tag in der Neusiedlersee DAC Region
Wir haben es getan – pünktlich zur Weinlese, Mitte September, fuhren wir „runter“. Treffpunkt bei einem größeren Supermarkt, Ortseinfahrt Gols. Bei der Ankunft scheint die Sonne, es ist warm. Ein guter Tag.„Wir haben ganz schön etwas vor – aber es wird wunderschön!“, begrüßt uns Torsten Aumüller, Geschäftsführer des Vereins Neusiedler DAC. Dem Zweigelt auf der Spur, sind die unendlichen Weiten der Weingärten unsere erste Station. Tiefblaue Trauben, die sattgrünen Blätter schimmern im Sonnenlicht. Andreas Nittnaus, Weingut Gebrüder Nittnaus, informiert zu den Trauben. Bereitwillig schneidet er die verheißungsvoll leuchtenden Früchte von den Reben. Einige zerdrückt er zwischen den Fingern. „Mit dem Refraktometer lässt sich der Zuckergehalt in der Traube messen.“, meint er und lässt süßen Traubensaft über das Gerät in seiner Hand laufen, das kaum größer als ein Stift ist. „Das gibt Aufschluss darüber, wie hoch der voraussichtliche Alkoholgehalt im Wein ist.“. Beim Neusiedl DAC, dem Grund wieso wir hier sind, liegt dieser bei mindestens 12% Vol.
Inmitten der Golser Weingärten gibt es den ersten Schluck Wein für uns – Rot selbstverständlich. Zwischen den Reben riecht es nach vollreifen, süßen Trauben und würzigen Gräsern. Kaum zu glauben, dass wir nicht einmal 70 Kilometer von Wien entfernt sind.
Weiter geht es Richtung Podersdorf. Direkt an der Seepromenade pulsiert das Leben. Fast schon mediterran wirkt es hier. In den Gastgärten wird ein spätes Frühstück genossen, Radfahrer stärken sich mit Erfrischungen, das eine oder andere Bier wird serviert. Das Wahrzeichen der kleinen Ortschaft kennt bestimmt jeder: ein malerischer Leuchtturm. Übrigens der südlich gelegenste im deutschsprachigen Raum. Hier treffen wir Michael Allacher, Winzer aus Gols. Mit einer Flasche Wein in jeder Hand begrüßt er uns. Sofort geht es zwischen ihm, Aumüller und Nittnaus um die aktuelle Weinlese, den Zustand der Trauben und wie es denn vorangeht. Konkurrenzdenken gibt es hier keines. Die meisten Weingüter sind alteingesessen, man kennt einander seit Generationen. „Der Zusammenschluss Neusiedler DAC ist ein Gewinn für die Winzer und weit mehr als eine Freizeitbeschäftigung.“, betont Torsten Aumüller, der die Geschäftsführung innehat.
Wieder sitzen wir im Auto. Anders lassen sich die Distanzen hier, auch wenn es keine großen sind, nicht überwinden. Für Städter kaum vorstellbar, doch hier fährt jeder ein Auto. Das nächste Ziel lautet Darscho im Gemeindegebiet Apetlon, ein Ort der vielen wohl nichts sagt. Angekommen erwartet uns ein See, der einem Steppensee gleicht. Darscho ist ungarisch, übersetzt bedeutet es so viel wie „Warmsee“. Bei dem See handelt es sich um eine Salzlacke, der heilende Kräfte nachgesagt werden. Die Stimmung ist zauberhaft, besonders ein Sonnenuntergang muss hier magisch sein. Unweit des Darschos befindet sich eine Tiefebene mit einer kleinen Hütte und einem Brunnen. Die Hütte ist nicht mehr als ein Reet-gedeckter Unterstand, der Brunnen hingegen ist schon von der Ferne zu sehen. Umgeben von hohem, gelblich-grünem Gras wirkt die Szenerie nahezu surreal, wie die Kulisse eines Films.
Wieder treffen wir zwei Winzer, Christoph Hess und Christoph Salzl. Im Gepäck haben sie flaschenweise Wein, das Gespräch dreht sich rasch nur noch um eines – den Zweigelt. „Der passt einfach ins Burgenland.“, so Hess. „Der Neusiedl DAC ist ein Rotwein, wie ich ihn mag.“, führt er weiter aus. Christoph Hess bezeichnet sich selbst als Handwerker. Sein Handwerk ist das Vinifizieren. Bereits seine Kindheit verbrachte er in den umliegenden Weingärten, die HBLA für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg war die logische Konsequenz. Nach dem Abschluss zog es ihn in die Welt hinaus: Er absolvierte ein Praktikum in Neuseeland und reiste sieben Monate lang durch die Welt. Seit zehn Jahren ist er Kellermeister im Weingut Hans und Christine Nittnaus in Gols, nebenbei bewirtschaftet er seine eigenen Reben. Wer nun denkt, bei seinem eigenen Weingarten handelt es sich um ein gemütliches Hobby, der irrt – zuletzt gab es für Hess’s Neusiedler See DAC Reserve mit dem klangvollen Namen „Am See“ 91 Falstaff-Punkte.
Von Apetlon geht es nach Andau. An der österreichisch-ungarischen Grenze befindet sich eine kleine Holzbrücke, die Brücke von Andau. Sie führt über den Einser-Kanal und diente in den 50-Jahren örtlichen Landwirten um ihre Felder zu erreichen, die sich oftmals jenseits der Grenzen befanden. Traurige Berühmtheit erlangte die Brücke 1956, als es während des Ungarischen Volksaufstands zu einer Flüchtlingswelle kam. Rund 70.000 Menschen überquerten die Holzbrücke und kamen so nach Österreich. Hannes Reeh und Jacqueline Klein, beide in Andau ansässig, erwarten uns. Seit zehn Jahren bewirtschaftet Klein ihre Reben, auch sie legt das Hauptaugenmerk auf den regional typischen Zweigelt. Reif und intensiv fruchtig schmeckt dieser. Voller Leidenschaft beschreibt Klein den Weg von der Traube bis ins Glas. „Beim Pressen der Trauben holen wir das Beste aus ihnen heraus. Der Saft ist dunkelrot, fast schon schwarz.“ Liebevolle Worte findet sie auch für ihre DAC Reserve. „Ein vielseitiger Speisenbegleiter!“
Wir machen einen Abstecher auf das Weingut von Hannes Reeh. Er sei ein „unkomplizierter Mensch“ und vereint gekonnt eine gemütliche Laissez-Faire-Haltung mit Motivation, Tatendrang und natürlich der Liebe zum guten Wein. Bereits das Weingut macht Lust auf die edlen Tropfen – modern gestaltet lockt der Garten, anstelle von Hecken findet man hier Weinreben voll grüner Trauben. Im Verkaufsraum wird man herzlich empfangen. Ab-Hof-Shoppen und Verkosten ist hier möglich. Wir blicken hinter die Kulissen: Auf dem Hof, hinter dem Verkaufsraum, werden frisch gelesene Trauben verarbeitet, es riecht süß-fruchtig. In den Räumlichkeiten finden sich deckenhohe Stahltanks.
Unser Tag neigt sich dem Ende zu. Abschließend geht es ins Dorfmuseum in Mönchhof. Wer hier einen kleinen Raum mit Urkunden vermutet, liegt falsch. Aus einer kleinen privaten Sammlung wurde hier ein großes Freilichtmuseum geschaffen, das Groß und Klein in die vielseitige Welt des Handwerks eintauchen lässt. Ein ganzes Dorf wurde nachgebaut, jedes Haus beherbergt eine Werkstatt wie zu Großvaters Zeiten. Das Areal ist wie geschaffen für Familien, neugierige Kinder erleben hier eine Zeitreise. Die Winzer Franz Schneider, Johannes Kummer und Rober Keringer erwarten uns. Ob unseres Erstaunens hinsichtlich des großen Freiluftmuseums plaudern sie direkt drauflos. „In den letzten 30 Jahren hat sich das Museum aus einer privaten Sammlung entwickelt. Finanziert wird es durch Spenden.“, geben sie an. „Hier wird gezeigt wie die Bauern früher gelebt haben. Einerseits sieht man, wie gearbeitet wurde – die Grundlagen der Existenzsicherung. Dann wird aber auch gezeigt, was das dörfliche Leben früher geboten hat: Handwerksbetriebe, Gemeindeamt, Feuerwehr, Schule und sogar eine Kirche gibt es.“
Wir finden einen alten Weinkeller und treten ein. Steile, in den Boden geschlagene Treppen führen hinab. Kühle Luft kommt uns entgegen, eine willkommene Abkühlung an diesem warmen, sonnigen Tag. Es riecht leicht modrig, nach Keller eben. Im oberen Teil ist eine Presse platziert, auf der unteren Etage lagern Weinfässer. Robert Keringer ergreift das Wort, er beschreibt die Vorgänge in einem solchen Weinkeller.
Wir treten wieder nach oben. Atmen die warme Spätsommerluft ein. Ein Tag voller Eindrücke. Wir sortieren unsere Gedanken und machen uns plaudernd auf den Rückweg. Ein Stückchen Neusiedler See für jeden von uns liegt gut gepolstert auf dem Rücksitz.
Die regionalen DAC Weine von rund um den Neusiedler See finden Sie auch auf Austrian Limited – einzeln erhältlich oder in zwei von uns zusammengestellten Packages.