Goldränder und Glasikonen

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Der Rückzug ins Private kann stilistisch die unterschiedlichsten Ausprägungen haben: Während unter den (Schreib-)Tischen von den Yogapants bis zur Leggings Bequemes einen versteckten Siegeszug angetreten hat, ist es auf den Tischen besonders elegant geworden und Perfektion ist gefragt. Und das nicht nur beim Weihnachtsservice für den Festtagsbraten, sondern auch beziehungsweise ganz besonders bei den Gläsern. „Das Thema Bar-Ware ist ein ganz großer Trend, der auch mit dem Hype rund um den Gin zu tun hat“, weiß Cornelia Tazreiter, Geschäftsführerin von Haardt und Krüger. „Genau wie mit der Tatsache, dass viel zu Hause gemixt wird – und das auch mit einer ordentlichen Ausstattung.“ Zu der gehören laut Tazreiter in der Basisvariante zumindest ein Shaker, ein Barmaß, ein Barlöffel und ein Barsieb – und natürlich die passenden Gläser zu den jeweiligen Drinks. Die für den Einsatz an der Bar anders als Weingläser nicht zu dünn sein sollten, da kalte Eiswürfel das Glas zum Platzen bringen können. Außerdem werden bei manchen Drinks auch Zitrusfrüchte im Glas ausgedrückt, wofür es eine gewisse Robustheit braucht. Deshalb sind ein Longdrinkglas und ein Tumbler eine gute Grundausrüstung für die Hausbar, wie Tazreiter betont: „Daraus kann man schon vieles trinken.“

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Glasperfektion für Nase und Gaumen.

Perfekter geht es natürlich immer, und die renommierten Hersteller haben den Trend längst erkannt und entsprechende Kollektionen auf den Markt gebracht. Allen voran Riedel, in deren Bar-Kollektion sich vom Martini- über das Single-Malt- und Brandy-Glas bis hin zum schweren Tumbler die richtige Form zu jedem Getränk findet. Wie Weingläser wurde auch diese Bar-Ware durch Probieren, Verkosten, Wiederholen und Ausschließen so lange perfektioniert, bis sie für Nase und Gaumen alles aus dem Destillat herausholt. 

Wobei für einen Kenner das perfekte Glas relativ einfach zu erkennen ist, wie Aldo Sohm, vielfach ausgezeichneter Sommelier des Jahres in Österreich, den USA und der Welt, berichtet. „Mit den Gläsern ist es wie mit den Weinen: Jene, die bei einer Verkostung als Erste leer sind, sind die besten“, bringt er es auf den Punkt. Er selbst ist seit vielen Jahren Zalto-Markenbotschafter in den USA, wo er in Manhattan seine Winebar betreibt. „Diese Gläser heben das Aroma hervor wie eine Lupe“, schwärmt er von den zarten, mundgeblasenen Weingläsern, in deren Design sogar die Neigungswinkel der Erde einfließen. Um sofort hinzuzufügen: „Und genau wie eine Lupe zeigen sie auch eiskalt alle Fehler auf.“ Was inzwischen nicht nur österreichische Weinkenner von Heinz Reitbauer bis Toni Mörwald zu schätzen wissen, sondern auch US-Stars wie Jay Z.

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Die Rückkehr des Goldrands

Auch auf den Esstischen wird es wieder gediegener, hier feiert seit einer Weile der gute alte Goldrand ein Comeback. „Golddekore sieht man jetzt extrem häufig, was auch damit zu tun hat, dass sie heute spülmaschinenfest sind“, so Tazreiter. Gefallen hätte Gold traditionell immer schon, allerdings waren die Services halt oftmals nicht alltagstauglich, was sich immer mehr zum Ausschlussgrund entwickelt hat. Entsprechend sind inzwischen sogar einige Klassiker aus Traditionsmanufakturen wie Augarten – etwa die Biedermeier- oder Vergissmeinnicht-Serien – spülmaschinengeeignet und können täglich genutzt werden. „Das spielt für die heutige Generation eine große Rolle“, betont Tazreiter. „Die Zeiten, in denen das ‚gute Geschirr‘ für Anlässe aufbewahrt wurden, sind vorbei.“

Das gilt auch für das Besteck, bei dem aktuell ein neuer Trend zu Oberflächenveredelungen zu beobachten ist. „Dabei werden die klassischen Edelstahlbestecke gold, champagnerfarben, kupferfarben oder schwarz veredelt“, erklärt Tazreiter. Und sie sind zumindest nach den aktuellen Herstellerangaben ebenfalls spülmaschinenfest. „Langzeiterfahrungen haben wir aber noch nicht“, lacht sie. 

Bei manchen Legenden der Tischkultur verbitten sich solche gewöhnlichen Überlegungen wie die Frage nach der Spülmaschinentauglichkeit dagegen von selbst: Bei Sammlerstücken und Ikonen wie etwa den Lobmeyr-Kollektionen von Josef Hoffmann, Oswald Haerdtl oder auch Stefan Sagmeister kommt wohl kaum jemand auf die Idee. Denn manchmal fallen Gläser und Karaffen einfach in die Kategorie Kunstwerke – und müssen auch entsprechend behandelt werden. 

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